Spieldauer

Bei Kindern und Jugendlichen stehen nach wie vor Aktivitäten wie das Treffen mit Freunden und das Spielen im Freien, Sport, Musik sowie gemeinsame Familienunternehmungen und Ausflüge hoch im Kurs. Daneben können Computer- und Videospiele oder auch die Nutzung sozialer Netzwerke eine Ergänzung im Freizeitangebot darstellen. Keinesfalls sollten sie zur dominanten Beschäftigung werden. Wenn der virtuelle Raum Aktivitäten und Pflichten in der realen Welt zunehmend verdrängt, ist Vorsicht geboten.

Symptome: Wann ist ein gesundes Maß überschritten?

Beobachten Sie Ihr Kind beim Spielen. Die folgenden Symptome geben Ihnen Hinweise darauf, dass Ihr Kind möglicherweise zu viel spielt und Sie die Spieldauer einschränken sollten:

  • Kopfschmerzen
  • Gereiztheit
  • Vernachlässigung von sozialen Kontakten und häuslichen Pflichten
  • Antriebslosigkeit
  • Nervosität
  • Abfallende schulische Leistungen
  • Ausschließliche Beschäftigung mit Computer-und Videospielen

Wenn Sie bei Ihrem Kind solche oder ähnliche Beobachtungen machen, korrigieren Sie die Nutzungsdauer. Vereinbaren Sie mit Ihrem Kind klar definierte Spielzeiten und verdeutlichen Sie ihm, dass die Regelung zu seinem Wohl und im Interesse seiner Gesundheit getroffen wurde.

Spielzeiten: Sie suchen Orientierung bei der Vereinbarung von Spielzeiten?

Die Konzentrationsfähigkeit wächst mit fortschreitendem Alter. Aufgrund dessen kann die Spieldauer nach und nach ausgedehnt werden. Erfahrene Institutionen wie die Arbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz, Landesstelle NRW empfehlen je nach Alter eine tägliche Spieldauer von 20 bis 120 Minuten. Bis sieben Jahre gilt eine Nutzungsdauer von 20 bis 30 Minuten (unter Aufsicht), zwischen acht und zehn Jahren 60 Minuten, zwischen zehn und zwölf Jahren 75 Minuten und ab 12 Jahren 90 bis 120 Minuten (je älter, desto flexibler).

Hierbei handelt es sich lediglich um Richtwerte. Manchmal fesseln gerade neue Spiele derart, dass sie für eine gewisse Phase sehr intensiv gespielt werden – ganz so, als wenn Sie ein spannendes Buch nicht gern aus der Hand legen wollen. Einzelne Tage oder Phasen, in denen länger als empfohlen gespielt wird, sind daher in der Regel unbedenklich, solange es im Rahmen bleibt und nicht die beschriebenen Symptome auftreten. Wenn Sie in Ihrer Familie andere funktionierende Regelungen finden, ist dies jedoch vollkommen in Ordnung. Wichtig ist, dass gesetzte Regeln eingehalten werden (zum Beispiel Spielen nur am Wochenende, aber niemals in der Woche, oder dass kein Smartphone am Tisch geduldet wird).

Achten Sie darauf, dass Ihr Kind während längerer Spielzeiten auch kurze Pausen macht. Empfohlen werden allgemein 15 Minuten pro Spielstunde. Die meisten Spiele lassen sich entweder pausieren oder es kann in kurzen Intervallen gespeichert werden, sodass das Spiel genau an der erreichten Stelle fortgesetzt werden kann. Dennoch liegt es in der Natur der Spiele, dass man ungern mitten in einer kniffligen Lage oder in einem packenden Kampf gegen einen Gegner unterbrechen möchte.

In vielen Online-Spielen ist zudem kein Pausieren oder Speichern vorgesehen, da in Echtzeit und live mit anderen Nutzern gemeinsam gespielt wird. Beim Einhalten der Pausen und der generellen Spielzeit sollten Sie daher eine gewisse Flexibilität gestatten. Spieldauerüberschreitungen sind häufig keine böse Absicht Ihres Kindes oder ein Versuch, Vereinbarungen zur Spieldauer absichtlich zu missachten. Geben Sie Ihrem Kind Hilfestellung dabei, sein Spielverhalten zu kontrollieren, indem Sie es rechtzeitig auf das vereinbarte Ende der Spielzeit hinweisen.

Was ist, wenn mein Kind am Wochenende mehr spielen möchte?

Bei jüngeren Kindern kann es sinnvoll sein, das Spielen generell nur am Wochenende zu erlauben. Denn schulische Pflichten und ein ausreichendes Maß an Schlaf sind gerade unter der Woche vorrangig. Es ist daher empfehlenswert, gemeinsam mit dem Kind ein wöchentliches Zeitkontingent zu vereinbaren, das flexibel genutzt werden kann. Allzu strenge Zeitbudgets sind dabei selten sinnvoll. Die flexible Einteilung von Zeitbudgets lehrt vor allem ältere Kinder und Jugendliche den verantwortungsvollen und eigenverantwortlichen Umgang mit Spielen, was letztlich stets der Zweck aller Erziehungsbemühungen rund ums Spielen sein sollte.

Eine gewisse Freiheit in der Spieldauereinteilung gestattet es Ihrem Kind (und Ihnen) auch, ein dem konkreten Spiel beziehungsweise seinem Genre entsprechendes Nutzungsverhalten zu entwickeln. Oftmals müssen bestimmte Spielabschnitte am Stück absolviert werden, ehe der erzielte Spielfortschritt für eine spätere Wiederaufnahme gespeichert werden kann. Gerade komplexere (und nicht selten auch anspruchsvollere) Strategie- und Aufbauspiele lassen sich schlecht in kleine Etappen aufteilen, sondern verlangen oft mehr Zeit am Stück, um komplexere Aufgaben und Situationen zu überschauen und bewältigen zu können. Auch hier gilt: Ein vernünftiges Maß an Flexibilität beugt unnötiger Frustration aller Familienmitglieder vor.

Zum Beispiel kann an Regentagen ruhig etwas länger, an sonnigen Tagen dafür etwas weniger an der Konsole, dem Computer oder dem Tablet gespielt werden, um gemeinsame Zeit für Außenaktivitäten zu gewinnen.

Medienvielfalt: Was ist mit der Nutzungsdauer von anderen Medien?

Ob Spielkonsole, Internet, Smartphone, Hörspiele oder TV – Kinder und Jugendliche nutzen beinahe die gesamte Bandbreite verfügbarer Medien. Daher sollte nicht nur deren Nutzung begrenzt, sondern die Mediennutzungsdauer insgesamt vereinbart werden. Hierzu gehört eben auch das – womöglich sogar parallele – Fernsehen oder das Surfen und Chatten im Internet vor oder nach dem Spielen. Empfehlenswert ist eine Vereinbarung, welche die gesamte Nutzung und Zeit beinhaltet. Wenn Sie diese gemeinsam treffen und auch Ihr Kind mit seinen Vorlieben und Wünschen zu Wort kommen lassen, können Sie bei Konflikten auf dieses Entgegenkommen verweisen. Hier können Sie als Eltern mit gutem Beispiel vorangehen und vorleben, wie Sie für sich selbst auf einen angemessenen Medienkonsum achten.